BUND Regionalverband Ostfriesland

Flächenversiegelung in Ostfriesland: Kein Ende in Sicht - BUND Regionalverband kritisiert mangelnde Zukunftsorientierung

07. März 2021

Neue Gewerbeflächen in Aurich. Foto: BUND Neue Gewerbeflächen in Aurich. Foto: BUND

Mittlerweile ist die Erkenntnis gereift, dass eine zunehmende Flächenversiegelung wegen vieler negativer Folgen reduziert und gestoppt werden muss. Noch werden z. B. in Niedersachsen pro Tag ca. 9 ha (also 90.000 Quadratmeter!) Flächen für Bau- und Gewerbegebiete oder Straßen überbaut. Dies soll bis 2030 auf unter 3 ha pro Tag und bis 2050 auf Netto-Null reduziert werden. Der BUND Regionalverband kritisiert, dass trotz dieser Zielsetzung bislang in Ostfriesland keine Reduzierung der Flächenversiegelung erkennbar ist – im Gegenteil: Es wird munter weiter geplant und gebaut.

Viele Kommunen planen neue Gewerbegebiete, praktisch jede Kommune weist neue Baugebiete aus; einige stechen dabei durch besonders große Flächen hervor. So plant die Stadt Aurich neben etlichen kleineren ein großes neues Baugebiet („Im Timp“) auf über 23 ha; die Stadt Emden hat im Flächennutzungsplan dafür sogar 77 ha im Visier („Conrebbersweg“). Die Stadt Norden plant ebenfalls umfangreiche Neubaugebiete in einer Gesamtgröße von 32 ha.

Weitere Kritikpunkte des BUND Ostfriesland sind, dass neue Gewerbegebiete die Verödung der Innenstädte beschleunigen und etliche Neubauten als reine Kapitalanlage ohne konkreten Eigenbedarf realisiert werden sowie dass insbesondere in Küstennähe viele neue Ferienwohnungen entstehen, mit allen negativen Folgen für die Strukturen vor Ort.

Die Problematik zeigt sich aus BUND-Sicht auch bei Infrastrukturmaßnahmen: Die geplante und höchst umstrittene Umgehung und Autobahnanbindung Aurichs (B 210n) würde eine Fläche von ungefähr 100 ha beanspruchen und davon ca. 40 ha total versiegeln.

Dabei sind die negativen Folgen einer Flächenversiegelung längst bekannt: Sie führt zu einem direkten Verlust an Boden als Pflanzenstandort und Lebensraum für die Tierwelt; bei bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen zu einer Reduktion der Flächen für die Nahrungsmittelproduktion. Die Versiegelung führt zu Entwässerungsproblemen und behindert die Grundwasserneubildung. Angesichts des Klimawandels wirkt sie als zusätzlicher Wärmespeicher und verhindert die klimaregulierende Wirkung unbebauten Bodens; auch wird dadurch die Luftqualität gemindert.

Unter Experten gilt es daher mittlerweile als unstrittig, dass die langfristigen Kosten einer weiteren Flächenversiegelung den Nutzen deutlich übersteigen.

Alternativen wären aus Sicht des BUND Ostfriesland eine stärkere Innenentwicklung von Städte- und Dorfzentren und ein vermehrtes Flächenrecycling, wobei auch bei einer „Nachverdichtung“ darauf zu achten ist, dass es zu keiner Totalversiegelung kommt und aus Naturschutz- und Klimagründen „grüne Elemente“ (wie z. B. Wandbegrünungen) zu berücksichtigen sind. Gerade angesichts der Pandemie-Folgen (Innenstadt-Verödung, leere Büroräume aufgrund von Home-Office) wäre eine stärkere Wohn-Nutzung in den Innenstädten eine mehrfach sinnvolle zukunftsorientierte Entwicklung. Innerörtliche Wohnprogramme können von den Kommunalräten beschlossen werden. So gibt es z. B. in Norden unter dem Motto „Jung kauft Alt“ die Möglichkeit, dass junge Bauwillige mit städtischer finanzieller Unterstützung energiesparende Sanierungen vornehmen können.

Zur Übersicht