BUND Regionalverband Ostfriesland

Freiflächen-Photovoltaik muss gesteuert werden

BUND Ostfriesland in Sorge wegen „Goldgräberstimmung“

Blühwiese unter Modulen im Solarpark Weesow  (Paul Langrock)

Niedersachsen will bis 2040 seinen Energiebedarf nur aus erneuerbaren Energien decken. Dabei soll der Freiflächen-Photovoltaik eine größere Bedeutung zukommen. Die angesichts hoher Gewinn-Erwartungen hierdurch ausgelöste „Goldgräberstimmung“ führt beim BUND Ostfriesland zu Besorgnis.

Aus Sicht des Umweltverbandes sind Dächer und bereits versiegelte Flächen (wie z. B. Parkplätze) für die Nutzung von Solarenergie klar zu bevorzugen; hier liegt viel ungenutztes Potential. Aufgrund der kleinteiligeren Flächen und verschiedener Probleme kommt aber der Ausbau nur zögernd voran; zudem sind die Kosten für Freiflächen-Anlagen deutlich niedriger. Die Landesregierung geht davon aus, dass neben der bereits genutzten Fläche ca. 20.550 ha für Photovoltaik in Anspruch genommen werden sollen. Angesichts von zu erwartenden Erträgen von deutlich über 50.000  €/ha pro Jahr hat sich mittlerweile eine solche „Goldgräberstimmung“ entwickelt,  dass viele Gemeinden mit Anträgen auf Errichtung geradezu überschwemmt werden. Dies wiederum führt beim BUND zu der Besorgnis, dass eine ungesteuerte Entwicklung über Jahrzehnte Natur und Landschaft, Tourismus und Landwirtschaft beeinträchtigen kann. Der Umweltverband fürchtet, dass nicht ausdrücklich geschützte, aber für den Naturhaushalt wichtige Bereiche überbaut werden. So kann es zu einem Verlust an Biotopen oder Vegetation mit negativen Auswirkungen auf Insekten, Kleintiere oder Vögel kommen. Die Anlagen können  als Barrieren in der Landschaft wirken.

Der Ausbau der Freiflächen PV hat auch wirtschaftliche Folgen: Für auf Pachtflächen angewiesene Landwirte wird sich eine zahlungskräftigere Konkurrenz ergeben. Um die Wertschöpfung auch für die Region zu erhalten, sollten Bürger-Beteiligungen ermöglicht werden.

Da Freiflächen-PV-Anlagen nicht privilegiert sind, ist eine Bauleitplanung in den Gemeinden erforderlich (inklusive einer Änderung des Flächennutzungsplans). Vorbereitend bietet sich die Festlegung von Potentialflächen an, die aufgrund entsprechender Kriterien (Ausschlussflächen, Gunstflächen) ermittelt werden können. Einige Gemeinden in Ostfriesland haben diesen Weg bereits beschritten. Hilfestellung und Orientierung bieten dabei z. B. eine Arbeitshilfe des Niedersächsischen Landkreistages und Positionspapiere des Bundesamtes für Naturschutz oder auch des BUND.

Wichtig ist dabei aus der Sicht des Umwelt- und Naturschutzes, dass Potentiale auf versiegelten Flächen genutzt und Freiflächen so wenig wie möglich beansprucht werden und Vorranggebiete für Naturschutz und ökologisch wertvolle Flächen ausgeschlossen sind. Hier fordert der BUND Ostfriesland auch eine frühzeitige Beteiligung bei gemeindlichen Überlegungen.

Bei entsprechender Planung können durch Freiflächen artenreiche Lebensräume geschaffen werden (z. B. für Amphibien). Auch wären bei Berücksichtigung ökologischer Kriterien degradierte Moorböden oder auch künstliche Wasserflächen wie Baggerseen nutzbar. Eine Doppelnutzung von PV-Anlagen und Landwirtschft (Agri-Voltaik) wird in Ostfriesland aber wohl eher die Ausnahme bleiben.

Da die Anlagen wegen ihrer Ausdehnung raumbedeutsam sind und oft gemeinde-übergreifend wirken, sind aus Sicht des BUND auch die Landkreise gefordert, hier einen Wildwuchs zu verhindern.