BUND Regionalverband Ostfriesland
So sah es in Codemüntje vor der Umgestaltung aus. Foto: BUND

Tidepolder Coldemüntje

So sah es in Codemüntje vor der Umgestaltung aus. Foto: BUND So sah es in Codemüntje vor der Umgestaltung aus. Foto: BUND

Nach den Vereinbarungen im Masterplan Ems 2050 sollen ästuartypische Lebensräume wieder hergestellt werden. Diese sind von Ebbe und Flut beeinflusst, fallen also zeitweise trocken und werden dann wieder überflutet. Dadurch können sich Flachwasserzonen, Röhrichte und Watten sowie Auwälder entwickeln. Coldemüntje (Gemeinde Westoverledingen, LK Leer) ist das erste Projekt zur Schaffung eines Tidepolders an der Ems. In dem Gebiet liegen die verlandeten und teilweise aufgefüllten Reste einer ehemaligen Emsschleife (Grotegaster Altarm), die schon vor Jahrzehnten durch den Bau der neuen Hauptdeichlinie von der Ems abgetrennt wurde. Im Prinzip wird also mit der Schaffung des Tidepolders an frühere Verhältnisse angeknüpft. Die Maßnahme sollte eigentlich schon 2020 umgesetzt sein; dies hat sich aber aus verschiedenen Gründen verzögert. Jetzt ist der Start der Baumaßnahmen für das Jahr 2021 vorgesehen.

So könnte es aussehen. Blick auf den Tidepolder Luneplate. Foto: BUND So könnte es aussehen. Blick auf den Tidepolder Luneplate. Foto: BUND

Ein großer Konfliktpunkt war der Verbleib von 340.000 Kubikmetern Aushub, der bei der Schaffung des Tidepolders anfällt und dessen Abtransport. Die jetzt gefundene Lösung sieht vor, dass ein Großteil im Plangebiet verbleibt (Schaffung eines erhöht verlaufenden Rundwegs mit Aussichtspunkten, um den Tidepolder auch besuchen zu können); weitere Teile werden für den Deichbau verwendet oder auf landwirtschaftliche Flächen verteilt.

Da für viele Emsanwohner und andere Interessierte ein Tidepolder und seine Wirkungen auf Natur und Landschaft nur schwer vorstellbar waren, haben die Umweltverbände im Rahmen einer Exkursion einen bereits existierenden Tidepolder an der Weser (Luneplate) vorgestellt.

Dabei wurde deutlich, dass solche tidebeeinflussten Lebensräume in den Seitenbereichen der stark geschädigten Ems eine wichtige Funktion für den Erhalt der ästuartypischen Tier- und Pflanzenwelt haben können. In dem Tidepolder Luneplate haben sich beispielsweise neben etlichen wertvollen und auf Brackwasser angewiesenen Pflanzen viele bedrohte Vögel wie Säbelschnäbler, Löffler, Silberreiher oder Uferschnepfe eingefunden. Für die Menschen aus Bremerhaven ist die Luneplate ein attraktives und viel besuchtes Naherholungsgebiet geworden.

Detail Tidepolder Luneplate. Foto: BUND Detail Tidepolder Luneplate. Foto: BUND

Auch der Tidepolder Coldemüntje soll auf zugelassenen Wegen für Besucher geöffnet werden. So wird es einen Rundweg um den Polder geben, bei dem an verschiedenen Stationen vom BUND und den andern Umweltverbänden produzierte Hörbeiträge über Natur und Technik informieren. Schon während der Bauphase wird von einem Baustellenschild über Smartphone ein Hörbeitrag abrufbar sein, in dem Experten erklären, was hinter dem Bauzaun entstehen wird. Hören Sie einmal rein!