BUND Regionalverband Ostfriesland

BUND: Moorböden sind sehr wichtig für den Klimaschutz - Was bedeutet  „Moor muss nass“ für Ostfriesland?

17. Februar 2022

Torfmoos-Farming im Pilot-Projekt Hankhauser Moor (Landkreis Ammerland). Foto: BUND/R. Löhmer Torfmoos-Farming im Pilot-Projekt Hankhauser Moor (Landkreis Ammerland)   (BUND/R. Löhmer)

„Moor muss nass“ – mit diesem Schlagwort wird gekennzeichnet, dass die Bildung von Treibhausgasen in Mooren nur durch einen hohen Wasserstand verhindert wird, also durch eine Vernässung. Trocken gelegte Moorböden emittieren in großem Umfang klimaschädliche Treibhausgase. Experten sind sich einig: Wenn die Klimaziele der Bundesrepublik erreicht werden sollen, wird eine Wiedervernässung dieser Flächen notwendig sein. Das wird auch von der neuen Bundesregierung angestrebt.

Für eine Region wie Ostfriesland ist dies aber nicht nur nach Einschätzung des BUND problematisch.  Hier liegen ca. ein Viertel aller Agrarflächen auf Moorböden. Für die Landwirtschaft würde eine Vernässung vieler Flächen eine gewaltige Umstellung bedeuten; sie ist teilweise vergleichbar etwa mit dem Kohleausstieg. Der Umweltverband bemängelt, dass es bislang von Seiten der Bundes- und Landespolitik hier keine konkreten Vorschläge gibt. Da aber eine Veränderung der Moorböden-Bewirtschaftung kommen muss, um die Klimaschutzziele zu erreichen, hält der BUND eine zeitige Befassung mit möglichen Perspektiven  für  notwendig und verweist auf erste Ansätze.

Eine Renaturierung von Moorflächen speichert CO2 (als natürliche „Kohlenstoff-Senke“) und ist auch für die Artenvielfalt wichtig; sie ist aber sehr aufwendig und nur begrenzt umsetzbar. Daher kommt es aus Sicht des BUND darauf an, eine Bewirtschaftung auf Moorböden mit hohen Wasserständen zu prüfen. Im Schutzgebiet „Fehntjer Tief“ mit seinen überwiegend kohlenstoffreichen Moorböden werden hier schon erste Erfahrungen gesammelt, u. a. durch den Einsatz von Wasserbüffeln auf nassen Flächen. Dies dient dem Artenschutz (besonders von Wiesenvögeln), unterstützt aber auch den Klimaschutz. Im Landkreis Leer will ein Landwirt auf über 13 Hektar durch die Ansiedlung von Torfmoosen ein neues Hochmoor schaffen und dann entsprechende CO2-Zertifikate verkaufen. Im Landkreis Ammerland unterhält die Universität Greifswald im Hankhauser Moor eine Versuchsfläche mit 17 Hektar sogenannter Paludikultur. Durch diese „nasse Landwirtschaft“ auf Moorböden können Rohstoffe, Futter und Energiepflanzen produziert werden So ist es auch möglich, Torfmoose anzubauen, die im Gartenbau Verwendung finden.

Neben der Produktion kann also auch angewandter Klimaschutz etwa in Form von CO2-Einsparungen ein neuer Betriebszweig für landwirtschaftliche Betriebe mit Moorflächen werden. Der Deutsche Verband für Landschaftspflege hat sogar schon das neue Berufsbild des „Moorklimawarts“ entwickelt. Allerdings muss auch die Politik davon ausgehen, dass ohne eine entsprechende Förderung hier kaum Veränderungen möglich sein werden.

 

Hintergrund

Moore gehörten in Ostfriesland Jahrhunderte lang sehr viel stärker als heute noch zu den prägenden Landschaftselementen. Durch Torfabbau und Trockenlegung befinden sich nur noch wenige Moorflächen in einem naturnahen Zustand. Wassergesättigte Moore sind Klima kühlend; wachsende Moore können sehr viel klimaschädliches CO2 speichern. Moorböden in Deutschland stellen mit insgesamt 1,2 Milliarden Tonnen einen gewaltigen Kohlenstoffspeicher dar. Ursprünglich wurden abgestorbene Pflanzenreste durch die Wasserüberdeckung nur unvollständig zersetzt; der so entstandene Torf speichert große Mengen kohlenstoffreichen organischen Materials.

Durch Abbau oder Entwässerung gelangt Sauerstoff an diese Schichten, wodurch CO2 und Lachgas frei werden. Diese Mengen sind gewaltig: Ein Hektar entwässertes Moor erzeugt pro Jahr mit bis zu 30 t Co2-Äquivalente pro Hektar so viel Treibhausgase, als würde eine Person drei Mal um die Welt fliegen. Obwohl landwirtschaftlich genutzte Moorböden nur einen Anteil von 7 % an der Gesamtnutzungsfläche haben, sind sie verantwortlich für 37 % der klimaschädlichen Emission aus der gesamten deutschen Landwirtschaft.

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